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Vorbemerkung: Die Veröffentlichung des folgenden  Zeitungsartikels war mit dem Chefredakteur der Günzburger Zeitung, Alfred Schmidt,  abgesprochen. Das Honorar wollten wir - wie immer bei unseren Zeitungsberichten über Flusswanderungen - einer Naturschutzgruppe, die an diesem Fluss arbeitet, spenden. Wie hatten dazu die Kreisgruppe Günzburg des Bund Naturschutz in Bayern ausgewählt. Da Herr Schmidt anscheinend nicht gut auf die Günzburger BUND-Gruppe zu sprechen ist, hat er den folgenden Artikel nicht veröffentlicht, obwohl dies eindeutig zugesagt war - und er hat 19 ihm mit der Bitte um Rückgabe übergebene Original-Dias, die mit Nummer und Namen versehen waren, einfach weggeworfen.  Zwei Jahre lang hat die Günzburger Zeitung weder auf telefonische noch auf schriftliche Mahnungen geantwortet - und bis jetzt weigert sie sich, für den finanziellen Schaden, den ihr sauberer damaliger Chefredakteur angerichtet hat, gerade zu stehen! Solche Journalisten braucht das Land!??? 

Von Günzach nach Günzburg

von Thomas Mahr und Günther Krämer

Bilderserie von Günther Krämer

Fünf Tage muss man sich schon Zeit nehmen, wenn man die Günz von der Quelle bis zur Mündung erkunden will. Doch wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, kann vom Allgäu bis zu den Donauauen eine Vielzahl verschiedener Landschaften in Bayerisch Schwaben erleben. Aber ist der Anfang an der Westlichen Günz oder an der Östlichen zu suchen? Laut Karte ist die Östliche Günz die längere!

Die Bundesbahn meint es gut mit uns. Die Quelle bei Günzach  ist mit dem Regionalexpress Kempten - München leicht zu erreichen. Vom Bahnhof bis zur Quelle brauchen wir nur eine Viertelstunde. Schon von weitem erkennt man an einer Baumgruppe die von dem hiesigen Heimatverein angelegte Quellsituation. Der umgestürzte Stein mit der Inschrift und die allmählich verfaulende Bank trüben den guten Eindruck des klar aus den würmeiszeitlichen Schottern herausquellenden Wassers, das von Sumpfdotterblumen geschmückt wird. Doch was als malerisches Bächlein beginnt, verschwindet schon nach wenigen Metern in einem Betonrohr und kommt erst kurz vor einem Stauteich wieder ans Licht. Mit starkem Gefälle fließt  die Günz jetzt Richtung Günzach, um dort schon wieder kurzzeitig in den Untergrund verbannt zu werden. Zwischen Wiesen und Gärten geht es am Ort vorbei. Warum nur müssen die Kleingärtner immer ihre Komposthaufen direkt an das Bachufer legen? Aber ein ökologisch höchst wertvoller Auwaldrest lässt uns schnell die Sünden der Gärtner vergessen.

Welch jämmerlichen Eindruck macht danach die erste Mühle an der Günz. Muss dieses sicherlich alte Gebäude so zerfallen? Im klaren Mühlbach sehen wir erstaunlich viele Forellen vorbeischießen. Nun folgt Mühle auf Mühle. Die erste Getreidemühle in Rohr aus dem Jahr 1433 ist heute ein Sägewerk. Geradlinig, mit Leitplanken als Uferbefestigung, direkt an der Straße, strömt die Günz zur Wiesmühle am Ortsanfang von Obergünzburg, erstmals erwähnt 1304. Zunächst meinen es die Obergünzburger nicht gut mit den Flusswanderern. Thujahecken und steile Betonwände machen das Fortkommen am Bach schier unmöglich. Ein schöner Fußweg am neu ausgebauten Bach führt uns dann ohne Hindernisse in die Mitte der Marktgemeinde. Hier ist der Bachlauf wohl städtebaulich interessant gestaltet, doch die Planer haben die Natur vergessen. Bei einem köstlichen Menu und beim Bier lässt sich bestens darüber diskutieren.

Gut gestärkt sind wir trotzdem froh, dem Straßenlärm und Gestank zu entfliehen , um uns wieder auf die Günz zu konzentrieren. Diese legt sich jetzt endlos in Schlingen. Prallhänge, Gleithänge, Kehrwasser und Auskolkungen, Bisambaue, die das Ufer unterhöhlen und bei Hochwasser absacken lassen, dokumentieren einen Bach im Naturzustand. Selbst die eifrigsten Flusswanderer gehen nicht alle Mäander aus. Auch die etwas pietätlos als Uferbefestigung verwendeten, noch gut lesbaren Grabsteine können den Bach nicht bändigen. Kein Wunder, dass sich an einem so natürlichen Bachabschnitt der Biber sehen lässt.

Das nun engere Tal wird von riss- und mindeleiszeitlichen Moränen gesäumt. In Ronsberg zwingt uns eine Verpackungsfabrik zu einem Umweg, aber anschließend geht es leicht vorwärts. Ab dem Sportgelände ist es vorbei mit der Bachherrlichkeit. Ein schnurgerader Betonkanal nimmt dem natürlichen Bachbett fast das ganze Wasser. Dies und die mangelnde Durchlässigkeit an den vielen Mühlen und Wehren kommt für viele wandernde Wassertiere einer Katastrophe gleich. In Engetried erreichen wir das Ziel der ersten Tagesetappe und freuen uns auf Dusche: Abendessen und Bettruhe im Gasthaus Kreuz.

Am nächsten Morgen begleiten uns am Fluss Wasseramseln, und ein Bisam flieht vor uns ins Wasser. Schnell erreichen wir Markt Rettenbach mit seinen zwei Mühlen. Die erste mit ihrer großen Fallhöhe erzeugt 18 kW Strom, die zweite nur zwölf. Doch dort betreibt der Besitzer einen Naturkostladen und mahlt noch selbst Vollkornmehl in einem stilvollen, denkmalgeschützten Haus. Auf den ersten Blick sieht der Günzlauf jetzt sehr naturnah aus, aber die meisten Schlingen sind mit großen Steinblöcken befestigt. Der Vormittag bietet mit einem Pferd im Wasser und einem nachgebauten Mühlrad an einer Feldscheune einiges an Kuriosem.

Wer beim Hammerschmied eine Mühle erwartet, sieht sich getäuscht. Ungefähr 40 Lastwagen stehen an einem Speditionslager Schlange, abseits aller Hauptverkehrswege, wahrscheinlich nur weil der Grund billig war. Gleich daneben noch eine Blumenerdemischanlage, die aus Unmengen Torf, Rindenmulch und Kompost Blumenerde mischt und verpackt. Bei Sontheim versperrt die Bahnlinie den Weg, und wir kehren hungrig in der Bahnhofswirtschaft ein. Trotz Ruhetag werden wir reichhaltig verköstigt. Dies haben wir einem Leichenschmaus zu verdanken.

Inzwischen ersetzt leider immer mehr Ackerland das bisher vorherrschende Grünland. Dies verringert die Attraktivität des Tales, zumal die nahe Autobahn sich akustisch bemerkbar macht. In Erkheim teilt sich die Günz. In dem weitläufigen Ort wird die Günz höchst unterschiedlich behandelt – mal naturnah, mal erbarmungslos einbetoniert. Im Neubaugebiet im Erkheimer Landhaus  können wir uns bestens erholen.

Am nächsten Morgen klettern wir durch einen Hausgarten, um aus Erkheim herauszukommen. Zum Glück verlässt die lärmende Hauptstraße bald die Günz, und die Wanderer können auf angenehmen Wiesenwegen rasch vorwärts kommen. Der Name der Moosmühle deutet auf ein ehemaliges Moor, das durch die Regulierung des Flusslaufes längst verschwunden ist. Nach einem weiteren Kilometer fließen Westliche und Östliche Günz zusammen. Noch 54,9 Kilometer bis zur Mündung!

Die jetzt begradigte und mit großen Steinbrocken befestigte Günz ist zusätzlich mit Betonschwellen gesichert und wird von einem niedrigen Damm begleitet: Keine Wasseramseln, keine Biberspuren, keine Uferabbrüche, aber einige schöne alte Weiden in der Uferbepflanzung. Ein malerisches Gebäudeensemble ist die Obermühle bei Oberschönegg, wo wir die Günz für einen Abstecher zum aussichtsreichen Römerturm verlassen und den weiten Blick auf das Günztal genießen. Nach dieser Rast geht es schnurstracks auf ausgebauten Feldwegen nach Babenhausen, dessen Fuggerschloss mit seinen Stufengiebeln schon von Ferne grüßt. Durch Wildnis, aber auch auf lauschigen Fußwegen kommen wir ins Zentrum. Stolz können die Bürger der Marktgemeinde sein, dass die Günzufer als Grünanlagen gestaltet und nicht verbaut sind. Gerne hätten wir hier übernachtet, aber wir fanden weder eine Übernachtungsmöglichkeit noch ein geöffnetes richtiges Wirtshaus. An exklusiven Villen vorbei geht der Weg Richtung Kettershausen. Ein schöner Schotterweg führt uns zum Damm des Bebenhausener Günzstausees, ein Feuchtbiotop erster Güte: Schilfzonen, Flachwasser und endlich wieder Biberspuren. Zum Übernachten bringen uns Bus und Taxi von Kettershausen zurück nach Winterrieden, wo wir in der Traube Verpflegung und ein Bett finden.

Auch der Kettershauser Stausee überrascht uns durch seine Naturnähe. Wie häufig an der Günz ist am Ende beim Kraftwerk das Wehr nicht durchlässig für wandernde Tierarten. Nur den Biber schert das nicht, wie man an seinem Trampelpfad ums Wehr herum gut erkennen kann. Zwischen den Kirchtürmen von Tafertshofen und Zaiertshofen gehen wir auf einem Dammweg wieder zwischen Wiesen und Auwaldresten, die Günz selbst ist begradigt, und große Flächen in der Talaue werden von unterschiedlich genutzten Baggerseen eingenommen. Während der Oberrieder Weiher der Naherholung dient, sind die Seen zwischen Breitenthal  und Deisenhausen ein wahres Bibereldorado. So fleißig wie ein Holzfäller sorgt sicherlich eine ganze Biberfamilie dort für Auwald-Verjüngung. Der Oberegger Stausee macht einen langweiligen und zu gut gepflegten Eindruck, dennoch ist er als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Begründung dürfte in der Vielzahl der dort vorkommenden Vogelarten liegen. Die vielen Altwasserschlingen zu beiden Seiten der Günz sind leider durch Dämme völlig vom Fluss abgetrennt, wodurch ihr Wasserhaushalt leidet.

Von Ellzee bis Ichenhausen zeigt sich das Günztal nochmals von seiner schönsten Seite. Ein Stausee, der mit Inseln,  Schilfzonen und unterschiedlichsten Uferbereichen nicht mehr als solcher zu erkennen ist. Hier tummeln sich neben den häufigen Vogelarten auch Kolbenente, Graugans, Kanadagans und Haubentaucher. Schöne verschilfte Altwasser, Wiesen jeder Art, Sukzessionsflächen und direkt an der Günz fast undurchdringliche Wildnis erfreuen nicht nur den Biber, sondern auch des Naturschützers Herz.

Jäh wird man aus seinen Träumen gerissen: Im Unteren Ried ein Riesenacker, gepflügt bis ans Ufer. An zwei Stellen muss der Bauer mit seinem Traktor in Biberbaue eingebrochen sein. Schwemmmist und Ackerboden wurde sichtbar in die Günz eingeschwemmt. Muss man sich da noch wundern, dass die Wasserqualität im Ichenhausener Flussbad zu wünschen übrig lässt. Ichenhausen ist dennoch ein idealer Etappenort, nicht nur wegen der guten Übernachtungsmöglichkeit, sondern auch aufgrund seiner Synagoge, seines jüdischen Friedhofs und vieler interessanter Gebäude, die auf die jüdischen Geschichte Ichenhausens aufmerksam machen.

Am nächsten Tag macht sich mehrmals das Engagement der örtlichen Naturschützer bemerkbar. Mit Müll angefüllte Altwässer wurden wieder ausgeräumt und bei Hochwang sehen wir das erste für Fische durchlässige Wehr. Wie ein Wildbach schlängelt sich der Umgehungslauf der Günz zu. Hier fühlt sich sogar der Storch wieder wohl. Auf Unverständnis stößt die Tatsache, das in diese schöne enge Tal eine breite Umgehungsstraße gelegt werden soll. Wer eine überflüssige Tropenholzbrücke über die Günz baut, dokumentiert deutlich die ökologische Ignoranz der Entscheidungsträger. In dieses Bild passen auch noch die von intensivster Landwirtschaft bedrängten und eingezwängten Altwasserarme. Warum müssen im Überschwemmungsgebiet Äcker liegen, deren Ertrag häufig zweifelhaft ist?

Zwischen Kötz und der Eisenbahnbrücke bekommt der Wanderer seit langem wieder Schwierigkeiten am Fluss zu gehen. Das Frachtzentrum der Post und Legoland erschlagen zusammen mit dem Autobahnlärm das Tal. Kommen wir unter der Autobahn durch? Fast so als hätten die Straßenbauer an den Wanderer gedacht, ermöglichen Flussbausteine am Rand eine Unterquerung. So nah an der Mündung lassen wir uns nicht einmal mehr von Industrieanlagen, Verbotsschildern, Zäunen und Explosionsgefahr aufhalten. Gleich handelten wohl zwei Rehe die mitten im Industriegelände durch die Grünanlagen spazierten.

Doch nach allen Hemmnissen überrascht uns unterhalb Denzingen ein verwunschener Biotop direkt am Stadtrand von Günzburg. Allerdings machen in den Gärten noch Zäune und Komposthaufen Schwierigkeiten. Doch dann stehen wir im Stadtpark auf der Insel. Wir versuchen der mehrfach geteilten Günz durch die Unterstadt zu folgen. Die vielen Mühlen zeigen die Bedeutung Günzburgs für die ländliche Umgebung. Bundesstraße 10 und kurz darauf die Eisenbahn holen uns aus der Idylle zurück. Die Günz  wird zum Sportgelände, Kanuslalom wird trainiert. 2562 Kilometer vom Schwarzen Meer entfernt mündet die Günz in die Donau.

Fünf Tage muss man schon einplanen, wenn man die Günz entlang wandern will. Wer alle Mäander ausgeht, muss noch etwas mehr Zeit veranschlagen. Vor allem der Oberlauf des Flusses überrascht durch seine Gewässergüte und seinen natürlichen Verlauf. Der erste große Ort Obergünzburg erinnert noch ans Allgäu mit seiner buckligen Moränenlandschaft. Günzburg als Endpunkt ist eine österreichische Donaustadt mit römischer Vergangenheit. Dazwischen liegen rund 100 Flusskilometer, die abwechslungsreicher nicht sein könnten. Der Unterlauf ist leider fast durchgehend kanalisiert, eingedämmt und durch Stauseen in seiner Struktur von Menschenhand verändert. Diese Seen sind zwar zum großen Teil naturnah und bieten vielen Tieren Lebensraum, doch nur ein einziges Wehr an der Günz ermöglicht den Wassertieren eine Umgehung.

Bestenfalls zur Grobplanung geeignet sind die gebräuchlichen Wanderkarten im Maßstab 1 : 50 000. Für Flusswanderungen unerlässlich sind neueste Ausgaben der amtlichen Topographischen Karte 1 : 25 000. Für die die Günzwanderung sind folgende Blätter nötig: 8128 Obergünzburg, 8028 Markt Rettenbach, 7928 Mindelheim, 7927 Amendingen, 7827 Babenhausen, 7727 Buch, 7627 Ichenhausen und 7527 Günzburg. Diese Karten erhält man in allen guten Buchhandlungen, meist auf Bestellung.

Die günstigste Jahreszeit für eine Flusswanderung ist das Winterhalbjahr: Es werden keine Vögel beim Brüten gestört und die Vegetation ruht. Für die Einteilung der Streckenabschnitte muss aber im Vergleich zu anderen Wanderungen ein viel höherer Zeitaufwand eingerechnet werden. Zu viele schwierig zu überwindende Hindernisse stellen sich in den Weg wie Gartenzäune, Wehre, Auwald, Gebüsch, Komposthaufen und Betonmauern. In der Stunde schafft man höchstens 3 bis 3,5 km. Dazu kommen noch die Fotopausen und die Rastzeiten.

Nicht immer gibt es am Etappenziel eine Übernachtungsmöglichkeit. Mit dem Bus und einmal auch mit dem Taxi kommt der Wanderer aber immer zu einem Bett und zu einem guten Abendessen. Nachstehend die Etappen:

1. Anfahrt mit der Bahn nach Günzach, Wanderung Günzach – Engetried 19,5 km, Übernachtung in Engetried

2. Wanderung Engetried – Erkheim 16,5 km, Übernachtung in Erkheim

3. Wanderung Erkheim – Kettershausen 23 km, Bus nach Babenhausen, Taxi nach Winterrieden, dort Übernachtung

4. Taxi nach Kettershausen, Wanderung Kettershausen – Ellzee 21,5 km, Bus oder Taxi nach Ichenhausen, dort             Übernachtung

5. Bus oder Taxi nach Ellzee, Wanderung Ellzee – Günzburg 20,5 km, Rückfahrt mit der Bahn ab Günzburg