Unser Angebot    Wandertipps    WeitWanderWege    Aktuelles    Jahresplan    Unser Tourenbuch    Über uns    Links

Eine Winterwanderung entlang der Lauchert

27. Februar bis 3. März 2006

Dieser Winter nimmt kein Ende. Dennoch wagen wir es, an einem Donaunebenfluss zu wandern, dessen Quelle immerhin in 750 m Höhe über NN liegt. Aber nicht der Schnee ist das Problem sondern die Bahn: Wie immer hat der IRE vom Bodensee nach Stuttgart Verspätung, so dass der RE in Plochingen ohne uns abfährt. Dann foppt uns der Bahncomputer, indem er uns vorgaukelt, am Rosenmontag würde ein Bus zur richtigen Zeit nach Willmandingen fahren - aber es ist schulfrei, also kein Bus trotz Bahncomputer. Dafür ein 30 € teures Taxi. Man muss schon ein hart gesottener Bahnfahrer sein, um sich der DB AG weiterhin anzuvertrauen! In Willmandingen empfängt uns dafür eine strahlende Winterlandschaft mit wenig, aber hartem Schnee - beste Wanderbedingungen. Hier, wenige Meter vom Albtrauf entfernt, soll laut amtlicher topographischer Karte die Lauchertquelle sein. Aber wo? Enttäuschung: Wieder mal ein Betonrohr in einem hässlichen Gewerbegebiet und ein trockener Betongraben durch übel flurbereinigte Agrarlandschaft bis Melchingen. Das Gefälle des uralten danubischen Tales ist so gering, dass der Boden anmoorig, d.h. schwarz ist. In Melchingen  Einkehrmöglichkeit im Landgasthof Lauchertquelle. Laut Aussage der Wirtin liegt die Lauchertquelle östlich des Ortes in einem Seitental. Tatsächlich finden wir dort ein Albvereinsschild und eine kleine ausgemauerte Quellfassung. Das meiste Wasser kommt aber aus einem gelben Drainagerohr und aus einem Wiesen-Entwässerungsgraben. Schön ist der Blick vom Quellbereich hinüber zum Salmendinger Kornbühl mit seiner Kapelle! Immerhin gibt es ab Melchingen Wasser in der Lauchert! Bei der idyllisch aber schattig gelegenen ehemaligen Melchinger Mühle wird das Tal enger, nimmt bald darauf als ersten richtigen Zufluss die Erpf auf, biegt ab nach Süden und erreicht unser erstes Etappenziel, Stetten unter Holstein, wo wir, da das Dorfgasthaus Hirsch (07126 432) Ferien macht, in einer Ferienwohnung Unterkunft finden. Zum Abendessen müssen wir auswärts, nach Erpfingen in den **Hirsch. Sehr empfehlenswert!

       

Trauriger Anfang in Sonnenbühl-Willmandingen                                                                                                        Willkommengruß in Melchingen

       

Gänsebrunnen in Melchingen                                                                                                    Die Melchinger Lauchert-Quelle

       

Äußerst romantisch: Der Zusammenfluss von Willmandinger und Melchinger Lauchert        Jetzt ist es ein richtiges Flüsslein, in das bald der Bach vom Kornbühl her mündet

Ein kalter Ostwind bläst uns ins Gesicht. Im Naturschutzgebiet wenige Hundert Meter unterhalb von Stetten u. H. wird die Lauchert aus kräftigen Quellen gespeist. Dann die aus dem Fernsehen bekannte Walz-Mühle, ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten: Die Wehranlage aus Holz, die Sägemühlenanlagen aus den 1950er Jahren, das Haus etwa 300 Jahre alt ... Hier wohnt und arbeitet immer noch die 82-jährige Klara Walz als Sägmüllerin (ihre Schwester Maria ist 2001 im Alter von 86 Jahren gestorben), ohne Wasserleitung, bis vor kurzem ohne elektrischen Strom. Ihre kleine Landwirtschaft hat sie bis auf wenige Hühner aufgegeben. Ein freundlicher Bauer aus Hörschwag kommt täglich, bringt ihr etwas Milch, schöpft Wasser aus der Lauchert und trägt ihr einen Korb Holz hoch. Die Verwandtschaft kümmert sich nicht um die alte Frau! Wahrscheinlich gibt es zu wenig zu erben? Umso erfreulicher, dass alljährlich zu Weihnachten ein Wandersbursch aus Heidelberg kommt, in Haus und Hof hilft und mit Klara Walz in die Kirche geht. Eine ganz besondere Atmosphäre herrscht hier, aber die Kälte treibt uns weiter. Wasseramseln und Graureiher begleiten uns vorbei an Hörschwag und Hausen zum Lauchertsee bei Mägerkingen, wo wir rasten. Ab Mariaberg beginnt die Lauchert in ihrem Wiesental zu mäandrieren, so dass wir einige Kilometer zurücklegen und froh sind, dass in Bronnen Wirt Zollmann sein *Gasthaus Adler (07574 936066) gerade aufschließt und uns freundlich und gut bewirtet. Frisch gestärkt und aufgewärmt schaffen wir es gut in die Fasnetshochburg Gammertingen, wo heute die Hexen los sind und auch sonst der Teufel los ist. Und wo ist der Mittelpunkt: Natürlich in unserem Quartier, im *Hotel Kreuz. Wir stürzen uns ins Geschehen und schlafen anschließend gut und ruhig im Gästehaus daneben.

       

Die Walz-Mühle

       

       

Lauchertsee bei Mägerkingen                                                                    Hahaha!                                                                                        Kalte Rast

       

Bei Mariaberg                                                                                                                                                                                Eiskunst

       

Hotel Kreuz in Gammertingen                                            A horige Hex                                                    Bürgermeister Jerg in vollem  Amtsornat

    Lustwandler und Narrenpräsident

Es hat die ganze Nacht geschneit, 15 cm Neuschnee, und es schneit immer noch. Die Sicht ist schlecht, aber im leichten Pulverschnee auf dem festen Altschnee kommen wir gut vorwärts - und die Fasnet haben wir auch gut verdaut. Leider hat die Lauchert nur noch wenig Wasser, alles läuft durch die Fischmastanlagen. Hoffentlich bekommen wir wenigstens Forellen zum Mittagessen! Vor Hettingen liegt noch ein unüberwindbares Hindernis an unserem Flusswanderweg, die Maschinenfabrik Trumpf. Ein Mitarbeiter geleitet uns unter Hinweis auf den "scharfen" Werksschutz außen herum. Im alten Mini-Städtchen Hettingen werden wir im "Schwanen" abgewiesen, bekommen aber in der nicht sehr einladend aussehenden "Krone" ganz annehmbare  Forelle "Müllerin". Nur die Klamotten werden nicht ganz trocken! Aber dafür erfreut uns das Laucherttal mit Wasseramseln, Eisvögeln, Silber- und Graureihern, einem (!) Kormoran, Mäandern, Felsszenerien und einem wild renaturierten Flussabschnitt kurz vor dem felsenumkränzten Städtchen Veringenstadt. Wir nehmen Quartier im *"Lauchertstüble" (07577-933493). Der sizilianische Padrone zaubert im *"Hirsch" nebenan italienische Fischspezialitäten, die von der freundlichen Tschechin aus der mährischen Walachei serviert werden. 

       

Zweimal Hettingen: Schloss                                                                            Hinterhof-Stilleben                                                Schneesturm

       

Bei Hermentingen

       

                                                                                                        Veringenstadt                                                                        Lauchertstüble

       

Veringenstadt                                                                                                                            Nikolaushöhle                                                        Neandertaler

Auf dem Lehrpfad "Lebendige Lauchert" umrunden wir Veringenstadt entlang der Lauchert. Neandertaler und Höhlenbär verabschieden uns, ein Hermelin grüßt mit seiner schwarzen Schwanzspitze und Wasseramseln, Eisvögel, Zaunkönige, Reiher und Bläßhühner begleiten uns auf dem Weg nach Veringendorf, wo die Lauchert ihr Waterloo erlebt: Sie verschwindet nach kanalisiertem Lauf zur Gänze in einem Rohr und treibt die Turbine eines Wasserkraftwerks an. Genauso wie mit der Lauchert umgegangen wird, so verschandelt ein Maschinenmüll-Abstellplatz die alte Kirche von Veringenstadt. Bald sind wir in Jungnau, wo uns die alte Frau Fauler in der "Traube" einfach aber freundlich bewirtet. Ansonsten erscheint dieses Dorf wie ausgestorben. Es fängt wieder an zu schneien, und jetzt beginnt der längste siedlungsfreie Abschnitt des Laucherttales. Bald säumen Felsen die Talflanken. Das Schneestapfen macht uns müde. Nach dem Weitenried mehren sich menschliche Spuren - Langlaufspuren und Fußspuren: Wir sind schon im Randbereich von Sigmaringen  und Bingen. Uns erwartet noch ein landschaftlicher Höhepunkt: Das Bittelschießer Täle, ein enges Felsental, das die Lauchert in den Jurakalk eingeschnitten hat, nachdem die Moräne eines Eiszeitgletschers ihr den Lauf verlegt hat. Im Abendlicht grüßt die Ruine Hornstein, ehe wir in Bingen im Hotel Hohenzollern eine angenehme und großzügige Bleibe finden. Im Ristorante Belle Vacance im selben Haus speisen wir gut italienisch.

       

                                                                                                                        Veringendorf

       

Jungnau                                                                                                                        Im Weitenried

       

Da soll die Lauchert durch? Das Bittelschießer Täle                                                                                                                                                Bittelschießer Höhle

       

Im Bittelschießer Täle                                                                                                                                                                Bingen: Schwabenhaus

Wieder hat es die ganze Nacht geschneit - geweckt hat uns der Schneepflug. Die Bingener haben die Lauchert völlig zugebaut und eingezäunt - und überwachen uns Flusswanderer hinter den Vorhängen versteckt -  so dass wir erst am Ortsende bei der ehemaligen Papiermühle wieder an den Fluss kommen. Nach Hitzkofen wird das Tal enger, felsiger: Die Lauchert musste sich zur Donau hin eintiefen. In Lauchertthal erreichen wir die Hohenzollernwerke. Tief drunten fließt die Lauchert. Am Hochufer kämpfen wir uns vorwärts, Kindergartenkinder winken uns zu. Der Schneefall lässt nicht nach, aber der Schnee wird immer nasser. Auf eisglattem Waldweg erreichen wir Sigmaringendorf  und werden unfreundlich auf "den rechten Weg" verwiesen: "Mir hend des kauft!". So ist es nun mal im Schwabenland! Aber bald gibt es einen ganz schönen Uferweg, der uns durch das vom Straßenverkehr völlig kaputtgemachte Dorf zur Mündung der Lauchert in die Donau bei Flusskilometer 2676 führt. Wir feiern das Ereignis wie immer - nur die Schwäne machen uns unser Vesper streitig. Aber bei der Schneeballschlacht bleiben wir Sieger. Kein einziges geöffnetes Gasthaus gibt es in diesem ungastlichen Ort. Deshalb gehen wir schnell zum "Bahnhof", wo auch bald ein Zug Richtung Ulm fährt. Leider funktioniert wieder einmal der Fahrkartenautomat nicht, und im Zug ist natürlich ein unfreundlicher Kontrolleur (den wir gleich ansprechen), der uns statt der 12,60 € gleich 49,70 € abknöpfen will. So endet die schöne Lauchert-Wanderung so wie sie begonnen hat, nämlich mit Scherereien mit der DB AG. Wie lange lassen wir uns dies noch bieten!   

       

In Hitzkofen                                                                                                    St. Wolfgang in Hitzkofen                                        Die Mündung der Lauchert in die Donau