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Eine Winterwanderung entlang der Großen Lauter

9. - 11. Februar 2005

Es hat geschneit! Die ganze Schwäbische Alb liegt unter einer dicken Schneedecke. Kann man da überhaupt wandern? Wir versuchen es - und haben schon Schwierigkeiten, die Quelle der Gächinger Lauter, des längsten Quellflusses zu finden. Verdolt! Erst unterhalb des Ortes erblickt die Gächinger Lauter das Licht der Welt, sie gluckert aus einem Rohr heraus - und versickert schnell wieder. So ist der größte Teil des schön renaturierten Bachlaufes trocken, bis er bei der Kläranlage aus weiteren Quellen wieder Wasser erhält. Wasserreicher und traumhaft angelegt innerhalb der Mauern des ehemaligen Klosters Offenhausen (heute Teil des Gestüts Marbach; in der der ehemaligen Klosterkirche das Gestütsmuseum) ist der eigentliche Quelltopf der Großen Lauter, dessen Wasser früher sofort eine Mühle betrieb und heute noch zur Wasserversorgung und zur Stromerzeugung (?) dient. Einkehrmöglichkeit im Offenhausener Gestütsgasthof ("Schmeck den Süden-Restaurant") direkt am Eingang zum Klosterareal. Bei Gomadingen vereinigen sich die beiden Lauterquellflüsse zur eigentlichen Großen Lauter. Und wir kehren ein im Gasthof zum Lamm und werden bestens bedient.

       

                Gächinger Lauter"quelle"                                        Offenhauser Lauter-Quelltopf                                                            Zusammenfluss oberhalb Gomadingen

       

                                                            Im Großen Lautertal zwischen Gomadingen und Marbach  

Frisch gestärkt geht es Lauter abwärts weiter, durch die Pferdeweiden des Landgestüts Marbach, kurz danach Bilderbuchmäander, dann hoch zur Kirchenburganlage der Martinskirche Dapfen, die hoch über dem Tal thront. Leider enttäuscht das moderne, kahle, kühle Innere der Kirche, auch wenn eine etwas lieblos arrangierte Sieger-Köder-Bilderausstellung das Bild heute etwas bunter macht. Dafür sind die Kuchen (und der Kaffee) im gastlichen "Grünen Baum" (07385 421) ein Erlebnis.

       

                        Mäander beim Schelmenbühl                                                                        Martinskirche Dapfen                                                Schafswäscherdenkmal Wasserstetten

Vorbei an der ehemaligen Ölmühle mit dem erhaltenen Wasserrad erreichen wir Wasserstetten, von wo uns der Pkw-Abholdienst zurück in unser hervorragendes Quartier im "Lamm" nach Gomadingen zurückbringt. Öffentlicher Personennahverkehr ist im Großen Lautertal schlichtweg Fehlanzeige! Immerhin fährt wenigstens an Schultagen die Bahn zwischen Gomadingen und Münsingen, und an Sommersonntagen gibt es den historischen Schienenbus Ulmer Spatz, der frühmorgens von Ulm abfährt und tagsüber zwischen Münsingen und Kleinengstingen pendelt.

Unser freundlicher Wirt bringt uns am nächsten Morgen wieder nach Wasserstetten, wo wir am Schafswäscherdenkmal unseren Tiefschneehatsch. Langlaufski wären dieses Mal die bessere Alternative gewesen: Auf der Gemarkung Münsingen gibt es kaum gespurte oder geräumte Wanderwege, aber die Zufahrten zu den Sauftreffs (Bauwagen) der Alb-Jugend sind perfekt geräumt. Weitere Probleme: Völlig unzuverlässige Angaben über Öffnungszeiten der Gasthäuser. Nicht einmal die Wirte kommunizieren miteinander! Also an genügend Tee und Proviant denken, unterwegs rasten, auch wenn dies im Winter nicht immer so angenehm ist. Wacholderheiden am Sonnenhang, Felsen, Ruinen, Lautermäander im Tal, geschlossene Gasthäuser ("Hirsch" Dapfen, "Rössle" Hundersingen, "Hirsch" Bichishausen, "Post" und "Schweizerhof" Buttenhausen). Dafür bietet der heutige Tag mit dem Ort Buttenhausen einen echten Höhepunkt: Jüdischer Friedhof, historischer Ortsrundgang mit Info-Tafeln, im Geburtshaus von Matthias Erzberger eine Außenstelle des Hauses der Geschichte und eine begehbare und erfahrbare Lauter-Renaturierung am Ortsrand. Ansonsten leidet Buttenhausen bis heute unter den Spätfolgen der Vernichtung der wirtschaftlich aktiven jüdischen Bevölkerung durch die Nazis: kein Gasthaus, leerstehende Häuser, kaum junge Menschen ... Ein Besuch im Jüdischen Museum in der ehemaligen Bernheimerschen Realschule (Herr Ott, 07383 398) ist Pflichtprogramm.       

       

                Zwischen Wasserstetten und Buttenhausen                                    Jüdischer Friedhof Buttenhausen                                                "Landesgrenze" bei Bichishausen

Von Württemberg sind wir über die Reichsfreiherrschaft Liebenstein ins Fürstentum Fürstenberg gewandert. Bichishausen: Burgruine über dem Ort, Barockkirche, katholisch! Dann Gundelfingen mit den beiden Burgen Hochgundelfingen (Ruine) und Niedergundelfingen (bewohnt) und den viele Fachwerkhäusern, teils schön renoviert und bewohnt, teils leer stehend und sehr renovierungsbedürftig, das Kunstmuseum der Stiftung Anton Geiselhart, unterhalb der alten Mühle die ersten Stromschnellen und auf dem schmalen Sattel innerhalb der Talschlinge das kleinste Rathaus des Landes. Kurz danach eine gastliche Oase, Wittstaig - endlich Einkehr im Warmen! Das Wetter trübt sich ein. Auf dem jetzt geräumten Radweg kommen wir schnell vorwärts zum sehr guten Quartier im "Hirsch" in Indelhausen ("Adler" Anhausen geschlossen).

       

                Stromschnellen bei Gundelfingen                                                    Alb-Bauernhaus bei Gundelfingen                                                        Vor Indelhausen

       

            Schneckensammler-Denkmal                                                Hoher Gießel                                                                    Laufenmühle-Wasserfall    

Heute, am dritten Tag, ist das Wetter umgeschlagen, es regnet leicht, der Schnee ist matschig, die Wege zum Teil mit blankem Eis bedeckt. Das untere Lautertal ist enger, kleinräumiger, Felswände - Brutplätze von Wanderfalke, Kolkrabe und Uhu - begleiten uns, Höhlen bieten Schutz, dann der Wasserfall Hoher Gießel, ein Höhepunkt. Gleich darauf der Tiefpunkt, die kanalisierte Lauter bei Unterwilzingen . Dann das Wehr, das den Mühlkanal zur Laufenmühle abzweigt, der kühn auf zwei Brücken die Lauter und das Tal quert, um Fallhöhe zu gewinnen. Oberhalb der Laufenmühle im ehemaligen Kalktuffsteinbruch der höchste Wasserfall der Großen Lauter, gottseidank hat der Laufen"müller" (=Stromerzeuger) genügend Wasser in der Lauter gelassen, was im Sommer oft nicht der Fall ist. Aber das Gasthaus "Laufenmühle" im historischen Mühlengebäude macht 2 Monate Betriebsurlaub - niemand hat's gewusst. Wir haben Hunger und Durst. Die "Krone" in Lauterach  (07375 262) labt uns! Nach Lauterach zweigt der nächste Kanal, der sogar in mehreren Tunnels, die in den Kalkfels geschlagen wurden, Höhe gewinnt um im malerischen alten Kraftwerklein kurz vor der Lautermündung in die Donau Strom zu erzeugen. Die alte Fußgänger-Lauterbrücke bei der Paffensteighöhle wurde abgebrochen, so dass der Wanderer einen unnötigen großen Umweg zur neuen Lauterbrücke des Donauradwegs machen muss. Wie so oft: Die Tourismusmacher haben keine Ahnung, dass es in der Summe mehr Wanderer als Radfahrer gibt, und dass die Wanderer viel mehr Geld in der Region liegen lassen. Diese einseitige Förderung der Radtourismus zum Nachteil des Wandertourismus ist kontraproduktiv und kostet viel öffentliche Gelder. Mit diesen Gedanken gelangen wir zur Mündung der Großen Lauter in die Donau bei Flusskilometer ??? (in Bayern gibt es Markierungen, warum nicht in Baden-Württemberg), wo wir den Abschluss unserer Flusswanderung feiern und uns über die vielen Biberspuren an der Donau freuen. Durch den immer weicheren Schneematsch gehen wir zur Obermarchtaler Donaubrücke (hier wurde ein Wehr mit einer rauen Rampe durchlässig gemacht), hinauf zum Kloster Obermarchtal (absolutes Muss) und zur Bushaltestelle. 

   

                Die Mündung in die Donau                                                                Der Biber war da!